Parklet Krumme Straße, Carla-Augusta-Kiez,

🌼 Blumenkästen und 🛋️ Bank – erstes Parklett im Kiez

Eine neue Sitzgelegenheit und Mülleimer – äh, Pflanzkübel – sind vor dem Haus Krumme Straße 58 aufgestellt worden. Niemand weiß nichts Genaues. Vielleicht wird es der neue Hotspot.

Wenn die verdrängten Autofahrer nicht noch ein Feuer legen, wird das erste Parklet im Carla-Augusta-Kiez (aka Karl-August-Kiez) vielleicht die beliebten Sitzecke. Die Idee hinter den Parklets ist, den Dialog über die Neuaufteilung des Straßenraums zu begleiten. Seit „Die autogerechte Stadt“ 1959 propagiert wurde, muss sich Deutschland mit diesem technikgläubigen Paradigma herumplagen, Diskussionen sind zäh, Besitzstandswahrung steht im Vordergrund.

Vor allem die Autofahrenden sind schwer davon zu überzeugen, dass der Individualverkehr nicht mehr im Zeichen der Zeit steht. Der zur Verfügung stehende Raum ist knapp und eng. Die von den Kfz verpestete Luft macht in Deutschland rund 30% des CO₂ aus, mit dem der Klimawandel „befeuert“ wird.

Krumme Straße 58 – Parklet
Das Parklet steht direkt neben einer Grüninsel. Straßenraumgestaltung ist nicht gerade die Kernkompetenz der zuständigen Behörde.

Die Mehrheit der Menschen in Berlin kommt dauerhaft ohne Kraftfahrzeug aus: fast 3 Millionen. Deren Interesse an Straßen beschränkt sich auf die Nutzung durch Busse und Fahrräder. Für Parkplätze haben sie keine Verwendung. Denn die haben keinen Freizeitwert. Eine vorläufige Um-Nutzung ist die als Parkplatz für mobile Sitzecken mit Grün-Dekoration – den Parklets.

Dialog, Diskussion und Veränderung

In der vom fließenden Verkehr umtosten Gezeitenzone des Automeeres zwischen Fahrbahn und Gehweg kann die Blechbüchsenarmee mit Rädern unten dran nun Dank Sitzgruppe den gehenden und den radelnden Menschen erklären, warum sie diesen Raum exklusiv nutzen möchte und nicht wieder hergeben will. Die Menschen, deren natürlicher Aufenthaltsraum bis vor rund 100 Jahren eher die Straße als die Wohnung war, können hier den HalterInnen der rollenden Wohnzellen erklären, warum es auch für sie viele Vorteile hätte, ihre Lieblinge vor der Stadt abzustellen – oder gleich ganz abzuschaffen. Zum Beispiel wegen der 300000 jährlichen Toten in der EU allein durch Feinstaub.

Egal wie lange die Diskussion dauert: die Parklets sind relativ leicht umzusetzen. Falls irgendwann alle Kraftfahrzeuge mit ihren Herrchen und Frauchen ins weiterhin autofreundliche Teltow gezogen sind, können die Parklets stehenbleiben und sich vermehren. Sollten die BefürworterInnen der autofreien Innenstadt ins Exil fliehen müssen, lassen die Autoverrückten die Dinger vermutlich trotzdem stehen – wer hat schließlich schon einen Garten vor dem Haus?

Parklet Krumme Straße 58
Zur Fahrbahn hin ist eine fast vollbreite Pflanzwanne installiert, die im nächsten Frühjahr hoffentlich dichtes Grün beherbergt, um das Sitzen am Straßenrand erträglich zu machen. Erfahrungsgemäß pflanzen die Menschen alles mögliche: Kronkorken, Zigarettenstummel, Flaschen …

Kiez-Parklets kann jeder beim Senat beantragen. Aber nicht jeder mag die Dinger. Etwas mehr Gestaltungswille und Sinn für eine gute Platzierung könnten die Akzeptanz vielleicht verbessern. Ein einfacher Weg wäre zum Beispiel eine Abstimmung auf mein.berlin.de, der Beteiligungs-Plattform des Senats bzw. des Landes Berlin. Auch ein kurzer Mail-Austausch mit den in Berlin immer mehr werdenden Kiez-Initiativen könnte ein kluger Rückgriff auf lokale Kompetenzen und BürgerInnen-Wünsche sein. Schreiben sie uns – dann werden sie geholfen.

Auch sonst wäre schön, das Bezirksamt würde sich hier auf der Seite bürgernah zeigen und einen Kommentar dazu schreiben – bütte, bütte.

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