Leerstand von Geschäftslokalen

Der Leerstand im Kiez ist gefühlt hoch. Besonders in der Wilmersdorfer Straße fallen leerstehende Läden besonders auf; etwa durch plakatierte Schaufenster. Aber auch in den Nebenstraßen stehen nicht wenige Objekte leer, einige schon seit Längerem.

Leerstand sieht schnell nach Verfall und Abstieg eines Kiezes aus. Deshalb wäre es sinnvoll, mit den Hauseigentümern bzw. Hausverwaltungen zu sprechen, wie die Objekte wieder attraktiv für Unternehmer werden könnten. Einem Leerstand ist nicht selten eine Entmietung vorausgegangen: Betreiber*innen geben ihr Geschäft nach einer Mieterhöhung auf.

Leerstehende Ladengeschäfte im Karl-August-Kiez

Einige Immobilienbesitzer scheint das nicht zu interessieren – von den erwünschten Quadratmeterpreisen wird so schnell nicht wieder abgerückt. Vielleicht kann die Kiez-Initiative sich hier konstruktiv einbringen, indem mit jedem Vermieter gesprochen wird, um die Motivation für eine Lösungssuche anzuschieben. Denn an einer Vermietung haben alle ein Interesse. Die Mieteinnahmen sind natürlich willkommen und weniger Leerstand verbessert die Lebensqualität im Kiez.

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Für die gefühlte Lebensqualität sind leerstehende Objekte eher negativ zu sehen. Man hat den Eindruck, mit dem Kiez geht es bergab – was immer das heißen soll. Für die Lebendigkeit einer Wohngegend sind Geschäfte – und natürlich Gastronomie – von großer Bedeutung: Menschen, die extra in den Kiez kommen, um etwas zu kaufen oder zu konsumieren, führen zu eben dieser Lebhaftigkeit.

Geschäfte sind aus politischer Sicht für den Bezirk von Interesse. Jeder Umsatz wirkt sich letztendlich auf die Kassen der Verwaltung aus. Bleibt dieses Geld aus, verfällt ein Kiez nicht nur gefühlt. Auf allen Ebenen haben funktionierende Geschäfte daher eine positive Wirkung. Natürlich ist es auch ein wenig eine Henne-Ei-Frage: müssen erst die Geschäfte da sein, damit die Menschen kommen oder müssen erst (zahlungskräftige) Menschen in einem Kiez wohnen, damit jemand ein Geschäft eröffnen möchte?

Ein Ansatz ist, dass die Wirtschaftsförderung eines Bezirkes die Bedingungen möglichst ansiedlungsfreundlich gestaltet: zum Beispiel, dass Bistros möglichst einfach Tische auf dem Gehweg genehmigt bekommen (wie das zu Corona-Zeiten unbürokratisch möglich war).

Viel wichtiger ist aber, dass die bereits vorhandenen Geschäfte für eine weitere Ansiedlung Konzepte bieten. Die erfolgreichen Unternehmen wissen am besten, was im Angebots-Mix noch dazu passen würde, wie man unter lokalen Bedingungen erfolgreich startet, welches Potential ein Einzugsbereich hat und so weiter. Die Arbeitsgemeinschaft Wilmersdorfer Straße ist dabei schön länger auf dem richtigen Weg – leider bisher mit nur mäßigem Erfolg.

Ab und an findet vereinzelt Popup-Nutzungen in Form von Kunst-Events statt. Leider scheinen die Vermietenden nicht vom langsfristigen Effekt überzeugt zu sein – diese Projekte laufen leider nicht lange. Dabei wäre es wichtig – in Anlehnung an den Broken-Window-Effekt – kompletten Leerstand durch Zwischennutzungen zu vermeiden. Leerstand führt dazu, dass Interessenten bei einer Kiez-Besichtigung eher abgeschreckt werden.

Unser Vorschlag als Kiez-Initiative ist daher ein Experiment: ein Vermieter überlässt uns bis auf Weiteres ein Objekt und wir kümmern uns intensiv um die Zwischennutzung möglichst vieler Objekte im Kiez bzw. Einzugsbereich. Die Attraktivität eines Ladenlokals für Interessenten ist um ein Vielfaches höher, wenn das Objekt genutzt ist.