Code 242.1 – mysteriöse Schilder-Story
Tatort Fußgänger-Zone Karl-August-Platz Ost (Weimarer Straße): Letzte Woche war es noch da. Dann lag es am Boden. Plötzlich war es weg. Nun steht es wieder. Erst provisorisch, dann erneuert. Das Zeichen mit dem Code 242.1 entwickelte ein Eigenleben.
Für die Sicherheit aller auf dem Karl-August-Platz ist das Schild mit dem blau–weißen Verkehrszeichen für Fußgänger-Zone essentiell wichtig. Denn es gibt nur eines davon. Wenn es fehlt, sind mit einem Schlag alle Zufußgehenden und spielende Kinder höchst gefährdet. Es kommt zwangsläufig zu Missverständnissen, wer hier sein und was wer tun darf und was nicht.
Um den oder am Markttag des 5. Januar 2022 lag das nicht nur geliebte Zeichen plötzlich am Boden (falls jemand mitbekommen hat, wie das geschehen ist, würden wir uns über einen Kommentar unten sehr freuen). Als dann am Freitag, den 7. Januar, unsere preisverdächtigen Fotos entstanden, hatte es sich zwar leicht bewegt – vielleicht wurde es auch bewegt. War aber immer noch da. Zufällig vorbeikommende Polizei oder absichtlich anwesenes Ordnungsamt hätten das sehen können – zumal ja Markt war. Jemand hat vielleicht auch Bescheid gesagt. Eigentlich mache ich sowas gerne, hatte zu diesem Zeitpunkt allerdings noch gar keine Kenntnis von der Fällung gehabt. Unsere Beweisfotos sind von unterschiedlichen Fotograf*Innen, zu unterschiedlichen Zeiten und unabhängig voneinander entstanden.
Am Sonntag war es dann aber verschwunden – an einem arbeitsfreien Tag. Die zuständige Verkehrssicherung hätte es vermutlich wieder aufgestellt – zumindest eine provisorische Einrichtung, denn der Verzicht auf ein lebenswichtiges Schutzzeichen für die Schwächsten im Verkehr ist kaum denkbar. Statt dessen fahren die Kraftfahrzeuge nun munter in der Fußgängerzone herum – die eigentlich auch durch die gehwegtypische Pflasterung aus abwechselnden Gehwegplatten und Berliner Kleinpflaster als solche zu erkennen ist – und wieder heraus, denn es ist ja eine Sackgasse.
Der Knaller war dann aber, dass es beim Start meines sonntäglichen Abendspaziergangs zwar zunächst immer noch nicht offensichtlich herumlag. Am Ende meiner eigentlich psychisch förderlichen Frischluftkur dann jedoch an seinem alten Platz stand. Ja genau, es war wieder da! An einem Sonntag Abend respektive Montag Morgen.
Bin ich noch ganz klar im Kopp? Sehe ich Verkehrsschilder, die nicht da sind? Arbeitet die Straßenverkehrsbehörde neuerdings auch nachts von Sonntag auf Montag? Ja, klar tun sie das manchmal: wenn die betroffene Örtlichkeit tagsüber nicht so einfach gesperrt werden kann, wie zum Beispiel die Stadtautobahn unter dem Rathenauplatz – aber am Karl-August-Platz?
Nein, ich bin nicht durch den Wind: ich kann es anfassen. Das Standrohr ist hart und kalt – wie es sich für ein Verkehrsschild im Winter gehört. Oh je, jetzt sind ja meine Fingerabdrücke drauf.
Unbekannte haben also gewartet, bis ich meine Abendrunde durch den Kiez mache, um mich gezielt zu verunsichern – Zack! Haben sie geschafft. Indem sie auf meinem ausgelatschten Pfad in Windeseile eines der flächenmäßig größten Verkehrszeichen aufgestellt haben. Ich habe dann einen zufällig anwesenden Hund – der mich zunächst als vermeindlich revierfremd ausgebellt hatte – zur Sache befragt. Aber der hat mich nur nichtssagend angeschaut und nicht geantwortet.
Was ist also geschehen? Ist der Geist des Großherzogs Carl August zurück und sorgt für Ordnung in seinem Dorf?
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Update 1, Dienstag, 11. Januar: Nein, die beiden Fotos oben zeigen nicht das selbe Verkehrsschild. Am Montag hat die Verkehrsbehörde anscheinend Geld für einen Dringlichkeitsauftrag locker gemacht und ein komplett neues Schild aufstellen lassen. Leicht zu erkennen an den unterschiedlichen Oberflächen der Rohrpfosten: das alte Rohr war lackiert, das neue ist verzinkt.
Update 2, Donnerstag, 20. Januar: Seit der Aufstellung des schicken Schrankenzauns liefern sich Unbekannte täglich ein Katz und Maus-Spiel. Jeden Tag entfernen irgendwelche Kobolde die rot-weiße Sperre, jede Nacht stellen sie genauso aber andere unbekannte Heinzelmännchen wieder auf. Dabei sperrt die Plastikskulptur lediglich die halbe Zufahrt. Wer dort in der Fußgängerzone wohnt und mit dem Pkw zum eigenen Grundstück möchte und darf, kann ungehindert daran vorbei fahren.
Update 3, Donnerstag, 17. Januar: In den letzten vier Wochen hat sich der Bauzaun mal ein Stück von der Kreuzung entfernt, mal war er ganz verschwunden.
Im Zuge der Überarbeitung der Verkehrsführung im Kiez finden die beteiligten Ämter hoffentlich eine praktikable Lösung, die frechen Autofahrer aus der Fußgängerzone herauszuhalten. Für dauerhafte Sicherheit und Aufenthaltsqualität würden bauliche Veränderungen sorgen, die eine Durchfahrt unmöglich machen. Wir freuen uns über Vorschläge, wie das aussehen könnte – Riesenschach oder Baumstammmikado, Bänke und Tische, Hochbeete und Pflanzkübel, Mauern und Gräben – da fällt Euch bestimmt was Tolles ein. Gerne unten in den Kommentaren oder per eMail an info@karl-august-kiez.online