Kundschaft kommt aus dem Kiez und auch gut zu Fuß ins Geschäft
Zahlen statt Spekulationen. Der Einzelhandel ist zum Teil gegen Verkehrsberuhigung, denn es werden Umsatzeinbußen befürchtet. Die Sorge wird mit der Annahme begründet, die Kundschaft käme mit dem Auto und bräuchte deshalb auch Parkplätze direkt vor der Tür.
Aber stimmt das?
Die mit Charlottenburg vergleichbare Stadt Bristol im Süd-Westen Englands hat in einer Befragung herausgefunden, dass die EinzelhändlerInnen sich in ihrem Glauben an motorisierte KundInnen irren: Die HändlerInnen waren der Meinung, die KäuferInnen kämen zu zwei Dritteln von außerhalb. Aber tatsächlich haben 2/3 der KundInnen weniger als 1600 Meter Wegstrecke zum Geschäft zurückgelegt. Weniger als 10% kommen aus einer Entfernung von mehr als 8 Kilometer – nicht viele. Zu berücksichtigen ist dabei auch, dass Bristol keine größeren Nachbargemeinden und keinen Speckgürtel mit Outlets besitzt. Das heißt, auch die entfernter wohnenden KonsumentInnen müssen nach Bristol kommen. In Berlin hat jeder Bezirk mindestens eine Einkaufsgegend, die Randbezirke zusätzlich die riesigen Shopping-Malls im Speckgürtel. Vermutlich liegen die Anfahrtswege für die Kunden und Kundinnen der Geschäfte im Kiez und in der Wilmersdorfer Straße also noch niedriger.
Eigene Befragungen haben allerdings auch viel Zustimmung unter Gewerbetreibenden ergeben, weil sie – zu recht – mit längerer Verweildauer der Menschen rechnen, was widerum höheren Umsatz bedeutet. Die Berliner Humboldt-Uni hat 2021 dazu geforscht; Ergebnisse liegen bisher noch nicht vor.
Quelle: https://www.sustrans.org.uk/
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