Bald Sicherheit und Ruhe
Nun ist es offiziell: am 28. April hat das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf mitgeteilt, dass es in Zusammenarbeit mit der Karl-August-Kiez-Initiative ein zweimonatiges Experiment zur Verkehrsberuhigung durchführt. Ab Samstag, den 1. Mai, wird die Krumme Straße auf Höhe der Mitte des Karl-August-Platzes für Kraftfahrzeuge zur Sackgasse. Die Krumme Straße wird dadurch in einen südlichen und einen nördlichen Abschnitt aufgeteilt. Dazwischen ergibt sich damit eine sichere Furt für Kinder und andere zu Fuß Gehende.
Nun hat sich das Bezirksamt nach langer Vorbereitungszeit auf unseren Vorschlag einer Teilung der Krumme Straße in einen südlichen und einen nördlichen Abschnitt durchringen können. Die Zusage gab es zwar bereits früher. Aber getreu der Lebenserfahrung, den Tag nicht vor dem Abend zu loben, melden wir anlässlich der gestrigen Pressemitteilung heute die Umsetzung dieser Teilung, die zunächst bis 30. Juni bestehen soll. Unser Wunsch wäre, die Teilung dauerhaft beizubehalten. Der Karl-August-Platz könnte dadurch zu einer menschenfreundlichen Oase in der West-City werden – nicht so eine Steinwüste wie der Walter-Benjamin-Platz.
Durch klappbare Feuerwehrpfosten entsteht ein sogenannter Modalfilter, der nur noch für einspurige Fahrzeuge passierbar ist, sprich für Fahrräder. Mopeds passen natürlich eigentlich auch durch, dürfen aber nicht durchfahren. Radfahrer sind im Kiez nicht das Problem: pro Tag passieren 1000 Fahrräder den Platz – lautlos und abgasfrei, meist Anlieger.
Dagegen fahren täglich bis zu 5000 Autos und Transporter durch die Krumme Straße, 90.000 im Monat (März/April 2021). Der Schnitt liegt bei 3000 Kraftfahrzeugen – und das, obwohl die Zählungen von 22 — 5 Uhr leider fehlen; aus technischen Gründen ist uns nachts keine Zählung möglich. Dabei sind es insbesondere die nächtlichen Raser und der Lieferverkehr, die den Schlaf im Kiez stören. Aber auch die Spitzenzeiten am Markt-Samstag. Die vielen MarktbesucherInnen fahren bitte in die Parkhäuser Krumme Straße und Schillerstraße. Am schönster und der Umwelt zuträglicher wäre natürlich, mit dem Rad zu kommen – oder den öffentlichen Verkehrsmitteln.
Die Karl-August-Kiez-Initiative möchte das Experiment mit verschiedenen Veranstaltungen begleiten. Zunächst geht es um Informationen. Die Raser und der Verkehrslärm sind für jeden offensichtlich. Wie viele Fahrzeuge über den Tag bzw. längere Zeiträume den Kiez durchfahren, ist schwer zu schätzen und unmöglich zu wissen. Mithilfe zweier Zählgeräte erfassen wir jedoch bereits seit Monaten die Zahl der Fahrzeuge (nur »Strichliste«, keine Kennzeichen oder andere Daten). Wir wollen über die Zusammenhänge von Fahrzeugen, Geschwindigkeit, Lärm und Sicherheit, Umweltverschmutzung – und letztlich über die Lebensqualität im Kiez diskutieren. Ein Aspekt dabei sind die vielen Fahrzeuge im Transit, die zwischen der Kantstraße und der Bismarckstraße durch die verkehrsberuhigte Kopfsteinpflaster-Straße abkürzen, obwohl die Kaiser-Friedrich-Straße 4 erstklassig asphaltierte Spuren bietet. Das ist nicht im Interesse der Menschen in einer verkehrsberuhigten Zone.
Zunächst bauen wir unmittelbar am Ort des Geschehens Hochbeete mit Sitzbänken. Weitere Ideen werden von der Gruppe KiezKultur am Karl-August-Platz – an der alle herzlich eingeladen sind, mitzuwirken – vorbereitet:
- Kiezgespräch
- urbanartkids – Kunstaktion mit Kindern, Skulptur aus Straßenmüll, Straßenmalerei, Parcours mit Straßenkreide, Interaktives Graphik-Projekt
- Bauen mit Recycling-Material
- Lesungen und Lesung für Kinder
- Modenschauen
- Kiezgeschichte: Vortrag + Rundgang
- Wildblumenwiese säen, Kinetische Blumeninstallation
- „Singen verbindet II“, Piazzola (Tango) Musik
- Sport-Nachmittag, Spiel-Mobil
- Punktuelle Gesprächs- und Begegnungsangebote mit mobilen Stühlen
- gemeinsame Putzaktionen
- und nicht zuletzt das Charlottenburger Musikfest 2021
Das offizielle Programm werden wir in Kürze hier veröffentlichen. Bleibt auch mit unserem Newsletter auf dem Laufenden über den Karl-August-Kiez.
Alle Menschen im Kiez sind nun gebeten, sich hier unten auf der Seite zu dieser Teilung auszulassen. Denn alle möchten nun auch wissen, wie die Akzeptanz dieser Idee ist. Parallel ist dies auch auf der Projektseite des Bezirksamtes möglich (nur während des Experiments).
Die Sperrung der Krumme Straße am Karl-August-Platz ist hervorragend. Jeden Arbeitstag (wenn nicht im homeoffice) fahre ich mit dem Fahrrad vom Adenauerplatz zum S-Bahnhof Jungfernheide über die Nebenstraßen. Obwohl eigentlich „Spielstraße“, war der Bereich Krumme Straße zwischen Kantstraße und Goethestraße der gefährlichste Teil meines täglichen Radweges, da die vielen Autofahrer im Transit, genervt durch die „Grüninseln“, versuchen, die Radfahrenden an den unmöglichsten Stellen zu überholen. Ich hatte schon versucht, eine ungefährlichere Ausweichstrecke zu finden, die gibt es aber für Radfahrende kaum. Daher begrüße ich die Sperrung sehr und hoffe, dass sie zur Dauereinrichtung wird. Seit der Sperrung ist das Verkehrsaufkommen (trotz des Lieferverkehrs zu den Geschäften der Wilmersdorfer Straße) sehr viel geringer, die Autofahrenden entspannter. Radfahrer können sehr viel sicherer von der Kantstraße zur Bismarckstraße fahren.
Weitere Aspekte: Die Aufenthaltsqualität des Platzes wurde ebenso stark erhöht. Ich bestätige, dass Kinder diese Straße ohne die Sperrung nicht unbeaufsichtigt überqueren konnten – dies ist jetzt möglich und erhöht die Bewegungsfreiheit der Kinder.
Vielen Dank für Ihre Initiative!
Tolle Sache die aktuelle Teilung der Krummen Straße/ Verkehrsberuhigung. Vor allem Kinder werden so deutlich besser vor den von dem Durchgangsverkehr ausgehenden Risiken geschützt. Bitte unbedingt verlängern bzw. (noch besser) entfristen!